Blogs mit verschiedenen Templates für jeden Beitrag. Ist dieser Trend etwas wert und wo sind die Grenzen?
Was tut man, wenn einem die klassischen Blogdesigns nicht mehr reichen? Wenn man etwas wirklich außergewöhnliches schaffen will und sich von allen anderen Webseiten abheben will?
Ich interessiere mich seit jeher sehr für Blogdesign und deshalb verfolge ich Entwicklungen natürlich.
Sehr spannend sind dabei sogenannte Blogazines. Sie wurden häufig gelobt, häufig besprochen, sind aber nach wie vor ein fesselndes Thema.
Ich kann nicht voraussetzen, dass ihr den Begriff Blogazine kennt und erkläre das Ganze daher erst mal.
Besonders an Blogazines oder auch Online Magazinen ist ihre Optik. Jeder Blogbeitrag hat sein eigenes, absolut individuelles Design. Wie an so vielen Stellen haben Webdesigner versucht von Printdesignern zu lernen. Wer schon ein mal ein etwas aufwändigeres Magazin gelesen hat, weiß wovon ich spreche.
Bilder sagen bekanntlich mehr als tausend Worte und ich werde sie deshalb auch an dieser Stelle sprechen lassen. Es folgen zwei Beispiele für Blogazines und für jedes Beispiel Screenshots von drei verschiedenen Beiträgen:
Eigentlich sind nur wir, also die Gruppe der Webdesigner, fähig, solche Blogazines zu erstellen. Denn sie erfordern umfangreiche Kenntnisse in vielen verschiedenen Bereichen, die die meisten Blogger nicht haben.
… als ein schlechtes Blogazine. Im Ernst: Limitierte Fähigkeiten bemerkt der Leser sofort. Ein schlechtes Online Magazin, bisher ist mir nur eines untergekommen, ist absolut schädlich. Die Beiträge werden auf Grund von mangelnden Kenntnissen in Sachen Gestaltung schwerer lesbar. Man wird als Blogger und als Designer nicht ernst genommen und maximal belächelt.
Dazu hat man wahrscheinlich noch sehr viel Mühe mit den Beiträgen, weil man sich mit dem Code und Aufbau extrem lange befassen muss, da die Erfahrung fehlt. Das ist es einfach nicht wert.
Sind die Designer von Blogazines im Himmel des Webdesigns angekommen? Geht es noch weiter nach oben oder haben sie vielleicht sogar gar keinen Fortschritt erzielt?
Der Leitsatz, an dem viele Webdesigner sich orientieren und den viele gerne zitieren, lautet “Good Good Designers Decorate, Great Designers communicate.”.
Da Blogazines sich ausschließlich mit dem Inhalt beschäftigen und das Design jedes Beitrags perfekt auf das abgestimmt ist, was kommuniziert werden soll (jedenfalls bei einem guten), kann man den obigen Leitsatz als erfüllt ansehen.
Auch wenn die Designer meist auch viele Spielereien mit einbauen und versuchen, den Inhalt zu “dekorieren”, unterstützen diese Elemente doch meist nur das Leseerlebnis und eben den Inhalt.
Bei fast allen Blogazines fällt auf, dass das Ende eines jeden Beitrags ziemlich abrupt und unschön ist. Sobald es in den Kommentarbereich übergeht sieht man wieder das angeblich langweilige Templatesystem.
Das mag einige nicht kümmern, für mich stört es aber die Harmonie.
Egal welches Buch über Webdesign man aufschlägt, man findet so gut wie immer die Aussage, dass Webdesign einheitlich sein sollte.
Auf jeder Unterseite sollte für den Nutzer klar erkenntlich sein, wo er sich befindet. Das erfüllen die meisten Blogazines nicht annähernd. Zwar ist häufig oben eine Navigationsleiste, aber das reicht natürlich nicht aus.
Es muss einem nicht peinlich sein, wenn man zwei verschiedene Beiträge eines Blogazines auch für zwei verschiedene Internetseiten hält. Denn die führen ein Eigenleben.
Das obige Beispiel zeigt deutlich was ich meine. Die Startseite und die beiden Beiträge haben fast nichts miteinander gemeinsam und die Gefahr, dass man vergisst, wo man eigentlich gerade ist, ist natürlich enorm hoch.
Das mag an mir liegen, aber ich denke, dass man sich auf keinen Fall an diese Magazin-artigen Seiten wagen sollte, wenn man noch keine Erfahrungen mit gutem Print Design oder noch besser Magazin Design gemacht hat. Deswegen wiederhole ich den Punkt noch mal.
Ein Webdesigner hat es eventuell schwer aus seinem normalen Rhythmus herauszufinden und wie ein Magazin Layouter zu denken. Das gilt es zu trainieren.
Auch wenn Magazin Design teilweise sehr kreativ und frei gestaltet aussieht, folgen die Gestalter vielen Regeln, die man kennen sollte.
Die Gestaltung der Beiträge überfordert einen sehr leicht und es passiert, dass Blogazines überladen werden und so mit interessanten, aber nutzlosen Elementen zugeklatscht sind, dass der Leser vergrault wird.
Ich bin mir nicht sicher, ob die Beiträge wirklich häufiger gelesen werden. Die Gründe findet ihr weiter unten. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass sie häufiger angeklickt werden.
Jedenfalls habe ich bei mir selber festgestellt, dass ich mich durch viel mehr Beiträge in den Archiven dieser Online Magazine geklickt habe, als normalerweise. Natürlich nur wegen des Designs und nicht um irgendwas zu lesen.
Auf Grund von großen Überschriften, vielen großen Bildern und sonstigen Gestaltungslementen muss man teilweise sehr viel scrollen. Das schreckt so manchen Leser ab.
Außerdem ist man häufig einfach nur verwirrt. Vor allem wenn man zum ersten Mal ein solches Design sieht, kann man damit meist gar nichts anfangen.
Auf der einen Seite sind viele Bogazines visuell beeindruckend. Auf der anderen Seite fällt das Lesen häufig schwer. Und es geht im Internet nun mal um Kommunikation und den Leitsatz, den ich bereits als erfüllt angesehen habe, scheinen viele Blogazines dann doch nicht wirklich zu erfüllen.
Auch ich habe ehrlich gesagt nur sehr wenige Beiträge auf Blogazines bis zum Ende gelesen. Irgendwie war mir das häufig zu mühsam.
Wer ein Blog gestaltet, will dass seine Beiträge gelesen werden. Ein normaler Leser und Nicht-Designer hat nichts von Blogazines. Er wird sich viel mehr überfordert fühlen und viele werden wahrscheinlich nach kurzer Zeit die Seite verlassen.
Macht einfach den Test und zeigt Freunden, die nichts mit Webdesign zu tun haben, die bereits genannten Beispiele. Können sie damit etwas anfangen? Bringt ihnen das Lesen Spaß?
Nehmen wir mal an, dass sich jetzt ein Leser dazu entschlossen hat, selber ein Online Magazin zu starten. Welche Tipps sollte man ihm mit auf den Weg geben?
Zettel und Stift in die Hand und dann die Designs von verschiedenen, visuell interessanten Magazinen wirklich untersuchen. Dabei wird wahrscheinlich schnell auffallen, dass viele dieser Online Magazine wenig mit der Gestaltung der Magazine zu tun haben, an denen sie sich orientieren.
Von einem Blogazine erwartet der Leser schon ungewöhnliche und auffällige Elemente, er interessiert sich häufig aber noch mehr für den Inhalt. Deswegen muss man hier die Mitte finden. Es muss aufwändig sein, aber sehr gut lesbar bleiben und deswegen eine klare Hierarchie und ein ausgewogenes Erscheinungsbild vorweisen.
Häufig passt der Header nicht zu den individuellen Beiträgen. Das hat Danny Garcia, der schon oben erwähnt wurde, gut gemacht. Bei ihm bleibt das Logo flexibel sein Hintergrund sowie das Logo selbst passen sich an die Beiträge an.
Der zweite Bruch, der häufig gegen Ende kommt, weil für die Kommentare ein normales Template verwendet wird, lässt sich ebenfalls vermeiden. Bei Kyle Fiedler passt sich der Kommentarbereich dem Hintergrund der Beiträge an.
Wer ein Online Magazin startet muss sich klar machen, dass Werbung wahrscheinlich nicht in die Seite kommen kann. Denn eine Sidebar gibt es normalerweise nicht und sie würde das Design auch nur noch unübersichtlicher machen.
Werbung im Content zu platzieren wäre extrem mutig und wahrscheinlich werden die Besucher gar nicht gut darauf reagieren.
Jetzt freue ich mich auf Kommentare 🙂
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